Vor 100 Jahren saß Franz Jung in seinem Büro am Halleschen Ufer 32, dieselbe Adresse wie das HAU2, und stempelte mit Freund*innen Spartakus-Parolen auf Geldscheine. Die Revolution scheiterte, wie vieles im Leben des Schriftstellers, Dichters, Revolutionärs, Anarchisten, Finanzexperten, Schiffsentführers, Theaterautors und Mitbegründers der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Ein Mann, der Teile seines Lebens in der Illegalität oder im Gefängnis verbringt, mitten im Krieg Ameisen in Schokolade besorgt und es spannend findet, die Geschichte des Volkswagenwerks in einer einminütigen Radioansage zu erzählen. Franz Jung ist eine der verwegensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sein exzessives Bemühen, der Gesellschaft zum Besseren zu verhelfen, seine messerscharfen Analysen der Umstände wirken bis heute. Seine Weggefährt*innen bilden das ‘Who is Who‘ der künstlerischen, politischen und sozialen Avantgarde. Anlässlich von 100 Jahren Novemberrevolution stellt sich das gesamte Team dem Franz Jung, den es vielleicht heute dringender bräuchte denn je, auch wenn er 1953 schrieb: “Wenn ich nach Deutschland zurückkehre, dann nur als angetriebenes Strandgut.”
Im Anschluss an die Vorstellung am 15.11. findet ein Artist Talks mit dem Team und Peter Laudenbach statt. Laudenbach ist Journalist und Theaterkritiker, u.a. für brand eins, Süddeutsche Zeitung, tip.